Die Kreisgruppe Wuppertal im BUND ruft die Bürgerinnen und Bürger in Wuppertal und Umgebung auf, sich im laufenden Beteiligungsverfahren gegen den autobahnähnlichen Ausbau der L419 in Wuppertal-Ronsdorf zu wenden.
Alle wichtigen Informationen zum Beteiligungsverfahren, innerhalb dessen Stellungnahmen von betroffenen BürgerInnen noch bis zum 21.12.2017 bei der Stadt Wuppertal oder der Bezirksregierung Düsseldorf eingereicht werden können, sind auf der Seite der Bürgerinitiative L 419 Keine Autobahn durch Ronsdorf zu finden.
Der Ausbau als Autobahn ist nicht zukunftsfähig, da die unmittelbar bevorstehende Verkehrswende und die erforderlichen Maßnahmen gegen den Klimawandel nicht berücksichtigt werden.
Der autobahnähnliche Ausbau ist u.a. deshalb katastrophal, weil durch die dort üblichen höheren Geschwindigkeiten ein erheblich größerer Flächenbedarf entsteht. Dadurch werden wegen der Sicherheitserfordernisse größere Abstände der Fahrzeuge zueinander erforderlich.
Die Folge ist in den Planung des Landes zu sehen: Die Straße würde eine Verdreifachung der jetzt versiegelten Grundfläche sowie einen erheblich größeren Querschnitt zur Folge haben, einen Zustand, den wir hier in Wuppertal gut an der A46 in Wuppertal-Sonnborn mit allen schlimmen Folgen für die Bevölkerung sehen können (Zerschneidung von Stadtteilen).
Der Flächenverbrauch für die unsinnige Straßenplanung führt zu unnötiger Versiegelung und beeinträchtigt das vorhandene Gewässersystem, was dem Wasserrecht widerspricht.
Der in wenigen Jahren zu erwartende Anteil autonom fahrender Fahrzeuge mit wesentlich geringerer Entfernung der Fahrzeuge zueinander macht den jetzt geplanten Ausbau zusätzlich unverständlich und zeigt, dass hier mit völlig veralteten Daten und Ideen gearbeitet wurde (Stichwort: "Billiglösung"). "Business as usual" also und keine zukunftsfähige Straßenplanung.
Im Zuge der Klimaschutzpolitik wird sich der Anteil der Fahrzeuge, die auf der Verbrennung fossiler Treibstoffe basieren, innerhalb weniger Jahre um mehr als Dreiviertel verringern müssen.
Es ist ein Irrglaube anzunehmen, dass diese Menge an Fahrzeugen künftig 1:1 durch Elektrofahrzeuge ersetzt werden wird.
Da das Symptom der verkehrlichen Überlastung unserer Systeme nicht durch die Antriebsart, sondern durch die schiere Masse an Fahrzeugen hervor gerufen wird, ist davon auszugehen, dass mit der Außerbetriebnahme zahlreicher Fahrzeuge auch eine Außerbetriebnahme des bisherigen Verkehrswesens erfolgen wird.
Die Ablehnung einer Grünbrücke zwischen dem Scharpenacken und dem FFH-Biotop "Gelpe und Saalbachtal" durch Straßen.NRW verstärkt bei einem Ausbau der Straße die Isolierung insbesondere des Scharpenacken und schwäche so die ökologische Leistungsfähigkeit beider Lebensräume.
Der Scharpenacken ist im Regionalplan als Gebiet für die landschaftsbezogene Erholung ausgewiesen. Die Tatsache, dass ausgerechnet in diese Richtung kein Lärmschutz vorgesehen ist, entwertet die Fläche auch für die Nutzung durch die Menschen. Dasselbe gilt für die Ronsdorfer Anlagen auf beiden Seiten der potentiellen Autobahn, die extrem verlärmt würden.
Zugleich würde für die neue Autobahn und die zusätzlich erforderlichen Radwege, Busstraßen, Zufahrten zum Sportplatz und die dortigen neuen Parkplätze unzählige Bäume gefällt werden müssen. Es ist methodisch klar, dass nicht jeder Baum eingemessen werden muss, da in die Eingriffsberechnung die Flächen und ihre ökologische Wertigkeit eingehen, aber nicht der einzelne Baum.
Dennoch zeugt es von mangelndem Bewusstsein der Planer und Planerinnen für Bäume und ihren ökologischen Wert, dass es keine Aussagen gibt, wieviele Bäume im Zuge der Baumaßnahme ihr Leben lassen müssten.
Anstelle einer über weite Strecken sechsspurigen Autobahn mit mehr als der Verdopplung des jetzigen Verkehrs sei es möglich, bereits mit relativ kleinen Maßnahmen eine Ertüchtigung der aktuell zu Spitzenzeiten überlasteten Kreuzungsanlagen zu erzielen. Dann müssten sehr viel weniger Bäume getötet werden und Lärm und Abgase würden nicht in zu erwartenden Ausmaß ansteigen.
Wir verweisen auf viele weitere Argumente, die die Infoseite der Bürgerinitiative L 419 Keine Autobahn durch Ronsdorf im Entwurf ihrer Sammeleinwendung nennt sowie die dort hinterlegte Stellungnahme der Stadt Wuppertal, in der u.a. die mangelhafte Verkehrsprognose aufgrund unzureichender Datengrundlage bemängelt wird.
Bezüglich der Lärm- und Schadstoffbelastung ist es eine einfache Gleichung. Je mehr Fahrzeuge auf dieser Straße fahren sollen, desto mehr Lärm und Luftschadstoffe werden freigesetzt.
An einigen Stellen wird es möglich sein, den auf Wohnhäuser auftreffenden Lärm durch Lärmschutzwände unterhalb der Grenzwerte zu halten. An anderen Stellen, die z.T. durch die Planungen gar nicht offiziell, dafür aber faktisch betroffen sein werden, wird es solchen "Lärmschutz" aber nicht geben oder gar nicht geben können, so z.B. im Verlauf der L418 unterhalb des Burgholz-Tunnels und andernorts.
Die Luftschadstoff-Gutachter des Landesbetriebs Straßen NRW haben diese Chance noch nicht einmal. Sie können nur auf eine stetige Weiterentwicklung der Luftreinhaltetechnik setzen und darauf, dass auf der Höhe regelmäßig ein ausreichender Wind weht, um die Luftschadstoffe schnell zu verdünnen.
Die Menschen, die benachbart zur Autobahn leben müssen, sollten vielleicht ebenfalls darauf hoffen. Der aktuelle Abgasskandal in Deutschland hat aber bei vielen Menschen das Prinzip Hoffnung erheblich beschädigt.